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Sorge um US-Wirtschaft Ölpreis im Abwärtsstrudel

Es ist eine Trendwende. Noch vor kurzem stieg der Ölpreis von Rekord zu Rekord - nun sackt er immer weiter ab. Vor allem die Sorge um die US-Konjunktur drückt die Stimmung an den Märkten.
Raffinerie in Kanada: Konjunktursorgen belasten Ölmarkt

Raffinerie in Kanada: Konjunktursorgen belasten Ölmarkt

Foto: DAN RIEDLHUBER/ REUTERS

New York/London - Was für ein Wandel: Noch vor wenigen Tagen hieß es, der Ölpreis könne bald die Marke von 130 Dollar überschreiten. Die Rekordjagd spürte der Verbraucher vor allem durch steigende Heiz- und Benzinkosten. Doch nun auf einmal die radikale Kehrtwende: Der Ölpreis fällt - und zwar rasant.

Die Nordseesorte Brent ist am Freitag erneut deutlich billiger geworden. Ein Barrel (159 Liter) kostete zeitweise 105,80 Dollar. Das waren 4,80 Dollar weniger als am Donnerstag. Auch der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank deutlich - von knapp 100 auf 95,40 Dollar. Anfang der Woche kostete ein Barrel WTI noch 113 Dollar, ein Barrel Brent sogar 126 Dollar.

Damit setzt sich der Preisverfall am Rohstoffmarkt vom Vortag fort. Schon am Donnerstag hatten Öl, Edel- und Industriemetalle massiv an Wert verloren. Woran liegt das? Händler machen in erster Linie Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung der USA für die Situation verantwortlich. Nachdem viele Amerikaner Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt haben, gebe es die Angst, dass auch der anstehende Arbeitsmarktbericht schlechter ausfallen könnte als erwartet. Dieser wird am Freitagnachmittag veröffentlicht.

"Die Leute fangen wirklich an, sich zu fragen, wo die Erholung der US-Konjunktur eigentlich bleibt, und ob die hohen Bewertungen an den Finanzmärkten wirklich gerechtfertigt sind", sagte Analyst Jonathan Barratt von Commodity Broking Services in Sydney.

Rohstoffzocker machen Kasse

Für den Preisrutsch beim Öl nannten Händler zudem psychologische Gründe. Die Wucht der Marktreaktion habe viele Anleger schockiert. Diese zögen sich nun sicherheitshalber erst einmal zurück, um ihre Liquidität zu schützen.

Das hat sich am Freitag auch bei anderen Rohstoffen bemerkbar gemacht, so zum Beispiel beim Zuckerpreis. Der US-Kontrakt auf Rohzucker fiel um bis zu zwei Prozent auf 20,45 Cent je Pfund und war damit so billig wie seit acht Monaten nicht mehr. Der in London gehandelte Future auf raffinierten Zucker gab in der Spitze 1,7 Prozent auf 572,20 Dollar je Tonne nach.

Für den starken Preisrückgang bei Rohstoffen machten Händler auch den leichten Wertverlust des Euro zum Dollar verantwortlich. Die Gemeinschaftswährung stabilisierte sich am Freitag allerdings wieder. Eine wichtige Rolle am Markt spielten auch spekulativ orientierte Investoren, die nach dem Boom der Rohstoffe in den vergangenen Wochen nun Kasse machten.

cte/dpa/Reuters
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